Jörg Krämer
@DrJoergKraemer
Chief Economist of Commerzbank, my personal views only
IFO: Frühindikatoren wie das Ifo-Geschäftsklima schleppen sich seit einigen Monaten nach oben. Für 2026 erwarte ich nur deshalb ein starkes Wirtschaftswachstum von 1,4 %, weil die Bundesregierung viel Geld ausgibt.

CHINA: 24% der chinesischen Unternehmen schreiben Verluste. Das liegt vor allem an Überkapazitäten, die wiederum viel mit der staatlichen Innovationsförderung zu tun haben.

SANIERUNGSSTOPP: Die Autobahn GmbH stoppt Ausschreibungen zur Sanierung von Brücken und Autobahnen - weil der Bundeshaushalt für 2025 noch nicht steht. faz.net/aktuell/wirtsc…
TRUMP: Die deutschen Exporte in die USA sind im Mai den 2. Monat in Folge gefallen - wohl wegen Trumps Zöllen. In den kommenden Monaten dürften sie weiter sinken. Der US-Markt wird nach China zum zweiten Problemfall für die deutsche Exportwirtschaft.

POSITIV: Anders als die Auftragseingänge ist die deutsche Industrieproduktion im Mai deutlich um 1,2% gestiegen. Der Durchschnitt von April und Mai liegt leicht über dem ersten Quartal. Vermutlich liegt das Tief bei der Industrieproduktion hinter uns.

MINDESTLOHN: Der Mindestlohn ist in den letzten Jahren bereits deutlich stärker gestiegen als der Tariflohn. Steigt er wie von der Mindestlohnkommission vorgeschlagen bis Anfang 2027 auf 14,60 €, wird er sich weiter von den Tariflöhnen abkoppeln.

IFO RAUF: Das Ifo-Geschäftsklima ist zum 6. Mal in Folge gestiegen – nicht wegen besserer Rahmenbedingungen für die Unternehmen, sondern vor allem wegen des riesigen Finanzpakets der Regierung und der EZB-Zinssenkungen. Ich erwarte für 2026 ein Wachstum von 1,4 %.

TREASURIES ALS WAFFE? China dürfte seine Bestände an US-Staatsanleihen nicht als Waffe im Konflikt mit den USA einsetzen. Chinas Anteil an den US-Anleihen ist ohnehin bereits deutlich gefallen. Außerdem würde China sich wegen einer Yuan-Aufwertung ins eigene Fleisch schneiden.

POSITIV: Die deutschen Auftragsalleingänge sind im April gestiegen, obwohl der März-Wert durch zollbedingte Vorzieheffekte und die späte Lage der Osterferien überzeichnet war. Das ist eine positive Überraschung. Der Trend weist bei den Orders mittlerweile nach oben.

FREUDE: Die überraschend niedrigen Inflationsdaten für Mai (1,9, Kern: 2,3) werden die EZB freuen. Wegen der Euro-Aufwertung und dem Umleiten chinesischer Exporte von den USA in den Euroraum dürfte die Kerninflation weiter fallen. Erwarte zwei weitere EZB-Zinsschritte.

CLEVER: Die USA erwirtschaften mit grenzüberschreitenden Investitionen netto immer noch ein positives Ergebnis, obwohl ihre Netto-Verbindlichkeiten 90% ihres BIP entsprechen. Die USA haben auf ihr Auslandsvermögen eine doppelt so hohe Rendite erzielt wie die Ausländer in den USA.

VERPUFFEN: Laut einer Ifo-Studie hat die Bahn ihre Ausgaben für Infrastruktur (Schienen, Weichen etc) seit 2011 um gut 300% gesteigert. Mehr als 90% davon verpufften in höheren Preisen. Und bald trifft das 500 Mrd-Infrastrukturprogramm auf eine Bauwirtschaft mit Personalmangel.

DAX-REKORD? Verglichen mit seiner Ankündigung Anfang April ist Trump deutlich zurückgerudert. Aber am Ende dürfte der durchschnittliche US-Zoll auf fast 20% steigen. Er wäre damit 8 mal so hoch wie vor Trumps 2. Amtszeit. Trotzdem hat der DAX ein neues Allzeithoch erreicht.

STARK: Das kräftige Plus der deutschen Industrieproduktion im März dürfte nicht nur an zollbedingten Vorzieheffekten liegen. Aber Trumps Zollschock sowie der ausbleibende Neustart der deutschen Wirtschaftspolitik sprechen mittelfristig nur für eine schwache Erholung.

AUF KURS: Laut dem Kommuniqué hält die FED eine höhere Arbeitslosenquote oder eine höhere Inflation für ähnlich wahrscheinlich. Die Fed stemmt sich gegen Donald Trump und dürfte ihre Zinsen auch auf der nächsten Sitzung noch nicht senken. faz.net/us-notenbank-f…
STROHFEUER? Der Anstieg des deutschen Q1-BIP um 0,2 %, ist erfreulich. Aber die Wirtschaft steht nicht vor einer langjährigen kräftigen Erholung. Das Fiskalpaket wird eher ein Strohfeuer auslösen, weil es wohl nicht zum erhofften wirtschaftspolitischen Neustart kommt.

EZB: Angebotsbedingte Inflationsschocks sind wahrscheinlicher geworden. Die EZB sollte ihre geldpolitische Strategie gründlich überarbeiten. „Forward Guidance“ und die Orientierung an den unzuverlässigen eigenen Inflationsprognosen haben ausgedient. handelsblatt.com/100123083.html… #
NACHTBAUSTELLE? Liebe @Autobahn_Bund, die Sanierung der Autobahnbrücke am Nordwestkreuz Frankfurt soll anderthalb Jahre dauern. Wird dort wirklich Tag und Nacht gearbeitet, wie man es mit Blick auf die Wichtigkeit der Verbindung erwarten würde? hessenschau.de/panorama/auf-d…
NACHTBAUSTELLE? Die Brückensanierungen am Nordwestkreuz Frankfurt dauern anderthalb Jahre! Die Pressemitteilung lässt leider offen, ob an dieser wichtigen Verbindung wirklich Tag und Nacht gearbeitet wird. autobahn.de/betrieb-verkeh… via @@Autobahn_Bund
EZB: Ich kritisiere die EZB häufig. Aber den heutigen Zinsschritt kann ich nachvollziehen. Denn Trumps Zollschocks senkt sowohl die Inflation als auch den Konjunkturausblick. ecb.europa.eu/press/pr/date/…